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Aufgaben einer Schulbegleitung

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Schulbegleiter*innen sind nicht einfach Personen, die Kinder und Jugendliche im Schulunterricht begleiten. Schulbegleiter*innen leisten einen fachlich hochwertigen und gesellschaftlich absolut wichtigen Beitrag für junge Menschen. Sie bilden eine tragende Säule im Schulalltag und im Leben eines Kindes, unterstützen und fördern es auf seinem Weg zu Selbstbestimmung und Selbstständigkeit.

Beziehung aufbauen

Das Kind ernst nehmen und anerkennen, in seinen Problemen verstehen und respektieren. Das sind die Grundlagen für eine gute und vertrauensvolle Beziehung zwischen Schulbegleitung und Kind.

Routinen/Rituale

z.B. High Five/ Faust geben als Begrüßung, kleine Reflexion über Gutes am Tag oder kleine Belohnung vergeben zum Abschied

Regeln

Das Kind hat z.B. bisher gelernt: Wenn ich jemandem etwas einfach wegnehme, gehört es mir.

Jetzt lernt es, dass sein Vorbild Schulbegleiter selbst erst nachfragt, und oft „Bitte“ sagt. Eine gewaltfreie Art der Kommunikation macht zufriedener als ein abweisend wirkender Befehlston.

Loben

Es aussprechen, wenn einem etwas Positives am Kind auffällt, das können z.B. ernst gemeinte Komplimente über die Kleidung, Lernfortschritte oder positive soziale Interaktionen sein.

Präsenz zeigen

Gut zuhören und Interesse am Schulkind zeigen, für das was die Person sagt und tut. Neben dem Kind oder am Rand der Klasse sitzend (je nach Wunsch des Kindes) in Sichtweite anwesend sein. Nicht die Person, sondern das Verhalten bewerten. Lösungsvorschläge und positive Beziehungsangebote ohne Bedingungen machen.

Im Konflikt

Ich-Botschaften senden: ich bin mit deinem Verhalten nicht einverstanden. ich kläre das später mit dir. ich werde darüber dachdenken. Selbstkontrolle zeigen und klare Verhaltenserwartungen aussprechen.

Stärken beachten und bekräftigen

Von Anfang an auf die Stärken und Kompetenzen des Kindes achten. Das Kind dazu motivieren und aktivieren, eigene Lösungen und Ideen zu entwickeln und einzubringen.

Ordnung

Schulmaterialien passend zum Unterrichtsfach bereithalten, abheften und einsortieren.

Verhaltensregeln

Gemeinsame Regeln z.B. zur Handynutzung festlegen, unterschreiben, einhalten und mitmachen. Bezogen auf Teamarbeit z.B. gesunde Distanz bewahren, anderen zuhören, wenn sie etwas sagen, Pausen erlauben.

Vertrauen

Wichtig ist, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Unterstützung anbieten, auch für kleine Schritte loben und ermutigen. Gemeinsam Spiele spielen, die das Kind mag. Geduldig sein und auf das Kind warten, wenn es langsamer ist als die anderen. Oft sind es bereits kleine Maßnahmen, die den Vertrauensaufbau fördern.

Beim Gang in den Differenzierungsraum, kann die Schulbegleitung schonmal den Schulschlüssel an das Kind übergeben, damit es vorlaufen und die Tür selbst aufschließen kann.

Beispiel für Kinder im Autismus-Spektrum: METACOM Symbole, die beispielsweise den Ablauf des Tages zum nacheinander Abhaken in Bildform zeigen, geben den Kindern die oft dringend benötigte Struktur und Sicherheit.

Zuverlässigkeit

z.B. in Form von Ehrlichkeit oder Pünktlichkeit, durch das Einhalten von Versprechen, durch das Präsent sein (wenn nötig, auch auf dem Pausenhof), durch Partei ergreifen (Solidarität mit dem Kind bei Auseinandersetzungen mit Mitschüler*innen), durch Geduld (gewaltfrei kommunizierend) und allgemein unterstützende Kommunikation/Vermittlung zwischen Kind und Lehrkraft bei viel Druck/Stress im Unterricht.

Es ist auch wichtig, dass die Kinder lernen, sich untereinander zu vertrauen. Hat es Streit gegeben, organisiert die Schulbegleitung ein Streitschlichtungsgespräch in der sich streitenden Gruppe. Auch in der Gruppe zeigt die Schulbegleitung, dass sie dem Kind glaubt und vertraut. Spielangebote können Situationen wieder auflockern und anschließend bei Bedarf nochmal in Ruhe über den Streit gesprochen werden.

Positive Reflexion

Der Schulbegleiter fragt nach dem Schultag z.B. vor dem Abschied, was die schönste Sache war und in welcher Situation Spaß oder Dankbarkeit empfunden wurde. Vielleicht kommt das beim Kind zu Beginn blöd an und wird abgelehnt. Aber in den folgenden Tagen führt es vielleicht auch zu mehr Selbstbeobachtung auf dem Weg zu mehr Glücksempfinden. Dann kommt plötzlich ein Kommentar, wie viel Spaß eine Stunde mit jemandem zusammen gemacht hat oder wie nett es war, dass eine Person bei einem persönlichen Problem einfach ihre Hilfe angeboten hat. Erzählt das Kind das Erlebnis dem Schulbegleiter weiter, verstärkt sich dieses Glücksgefühl.

Empathie

  • Geduld und wertschätzende Akzeptanz und Achtung des Grundbedürfnisses nach Zugehörigkeit in sozialen Beziehungen
  • Soziale Kompetenzen als Vorbild in Gruppensituationen vermitteln
  • Fokus auf Lösungen, nicht auf Probleme
  • Beobachten, was bereits gelingt und dort ansetzen
  • Emotionale Unterstützung in Überforderungssituationen anbieten. Ruhe und Sicherheit bieten durch Geduld und gewaltfreie Kommunikation in Konfliktsituationen
  • Bewusstes Wahrnehmen der Bedürfnisse und Wünsche der Kinder/Jgdl.
  • Es geht nicht ausschließlich um Wissensweitergabe, sondern um Persönlichkeitsentwicklung. Für Menschen mit der Diagnose Asperger ist z.B. das Erlernen von sozialen Kompetenzen zur Persönlichkeitsentwicklung und für einen gelingenden Beziehungsaufbau essenziell.
  • Ein offener, akzeptierender, respektierender und wertschätzender Umgang, der Nähe erfahrbar macht, hilft dabei, dass das Kind zu einem emotional sicheren, autonom handelnden Menschen heranwächst.
  • Machtkämpfe vermeiden, stattdessen entschlossen und präsent sein
  • Entscheidungsräume geben: „Nein“ sagen ist immer erlaubt, Zeit geben für Entscheidungen
  • Akzeptieren von Bedürfnissen, Gefühlen und Wertvorstellungen, sowie eigenen Grenzen:
  • Kontrolle loslassen und Raum für Privatsphäre geben

Hilfreiche Fragen für die Schulbegleitung

  • Begegne ich dem Kind wertschätzend und akzeptiere ich seine Bedürfnisse?
  • Zeige ich meine emotionale Nähe und Zuneigung?
  • Schlägt sich meine Haltung auch in meinen Worten nieder?
  • Wenn ja, empfindet das Kind wahrscheinlich ebenso?
  • Wenn nein, wie kann ich das Versäumnis ändern und beginne ich sofort mit…?

Kommunikation

  • Klatsch und Tratsch vermeiden, insbesondere in der Kommunikation mit Menschen im Autismus-Spektrum: Klare und einfache Sprache, sowie Sachinformationen sind gefragt
  • MIT dem Kind sprechen, statt ÜBER das Kind
  • auf nonverbale Körpersignale wie Gestik, Körperhaltung und Mimik achten
  • Probleme nur in Ruhe ansprechen, nicht wenn der soziale Akku bereits leer ist
  • klare Rückmeldung bezüglich seines Verhaltens geben
  • verlässlich sein, Partner*in und Lotse des Kindes
  • Angst und Stress reduzieren
  • Sensorische Besonderheiten beachten (z.B. Unterkühlung bei einem Kind vermeiden, indem warme Kleidung angeboten wird), weil Kälte von einigen jungen Menschen im Autismus-Spektrum weniger wahrgenommen wird
  • Ernährung und Trinken sicherstellen
  • Rückzugsräume bieten, aber auch verringern, wenn es um Teilnahme an soziale. Aktivitäten geht
  • Angepasste Sprache: an Entwicklungsstand und Fähigkeiten des Kindes anpassen und komplexe Fachbegriffe vermeiden
  • Positive Verstärkung: Lob und Ermutigung bei Fortschritten und Anstrengungen können das Selbstvertrauen stärken und motivieren

Überblick über Aufgabenbereiche einer Schulbegleitung

  • Kooperation mit Erziehungsberechtigten und pädagogischen Fachkräften
  • Organisation des Arbeitsplatzes: Bereithalten der Unterrichtsmaterialien
  • Konzentrationshilfen: Zeichnungen, Spiele, Modelle und Erlauben von Stimming mit für den Unterricht möglichst geräuscharmen Fidget-Tools
  • Informationen mitschreiben und daran erinnern  
  • Erläuterung und kleinschrittige Strukturierung von Aufgaben
  • Ermutigen
  • Emotionale Unterstützung bieten: z.B. Beruhigen in Überforderungssituationen
  • Ruhe und Sicherheit bieten
  • Pausengestaltung, Beaufsichtigung
  • Wiederholung der Arbeitsanweisungen
  • Teilhabe im Klassenverband: bei Teamarbeiten unterstützen
  • Hilfe in Konfliktsituationen, bei Mobbing
  • Austausch mit Lehrkräften und Eltern
  • Unterstützung beim Raumwechsel
  • Unterstützung beim An- und Auskleiden, bei Toiletten- oder Treppengängen
  • Unterstützung bei der Nahrungs- und Getränkeaufnahme

 

Quellen
Baumann, Menno/ Bolz, Tijs/ Albers, Viviane (2017): „Systemsprenger“ in der Schule. Beltz Verlag, S.134 f.
Kluge, Karl-J./Schmidt, Markus (2020): Zu DRITT zum Schülererfolg. Independently published, S. 137-153
Koepper, Werner. Die Kunst der Schulbegleitung: Systemisches Miteinander und miteinander im System, Vandenhoeck & Ruprecht. Kindle-Version, S. 113-165
Rief, Tabea (2023): Schulbegleitung als Maßnahme zur Umsetzung schulischer Inklusion.
Online: https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=hd3pEAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PR1&dq=definition+schulbegleitung&ots=DgyEE_78PS&sig=2oD63TJPPKI_aqL-2DWSjBKJJgE#v=onepage&q=definition%20schulbegleitung&f=false S.47f. (Abruf 14.5.2024)

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